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zur Grimme-Preisverleihung:
 
Samstag, 19. März 1994 MEDIEN Süddeutsche Zeitung Nr. 65 / Seite 30

 
ALLE JAHRE WIEDER LOTET DER GRIMME-PREIS die Höhen und Tiefen des vergangenen Fernsehjahres aus. Was war nun mit dem TV-Jahrgang 1993? Im Duell der Giganten trug Dieter Wedel mit seinem ZDF- Quotenhit 'Der große Bellheim' und seiner glänzenden Oldie-Riege Adorf/Korte/Schubert/Quadflieg den Sieg in Gold davon. Edgar Reitz' Monumentalwerk 'Die Zweite Heimat' muß mit einem der neuen 'normalen' Grimme- Preise vorliebnehmen. In der Unterhaltung gab es auch eine Überraschung. Jahrelang ignoriert, kam erstmals bei Grimme die traditionelle Samstagabend-Show zum Zug. Der Sieger heißt Jürgen von der Lippe mit 'Geld oder Liebe' - weil bei den heutigen Abgründen im Bereich der TV- Unterhaltung das ganz Normale wieder preiswürdig erscheint. Als Antipode wurde dafür aber auch Deutschlands subversivste Unterhaltungssendung 'Schmidteinander' prämiert. Dabei kam nicht Großmeister Harald Schmidt zum Zug, sondern sein ewig geprügelter Partner Herbert Feuerstein - als 'Wegbereiter der Minimal-Art im deutschen Fernsehen'. Heinrich Breloer hat es nun endgültig geschafft: Er ist der unumstrittene König von Grimme. Für sein Fernsehspiel 'Wehner - die unerzählte Geschichte' holte er in Marl zum sechsten Mal die begehrte Trophäe. Verstärkt zittern muß man - trotz vorläufiger Überlebensgarantie - um das Kleine Fernsehspiel des ZDF nach einer weiteren Auszeichnung; diesmal für Thomas Carles 'Männer auf Rädern'. Es wäre nicht das erste Mal, daß das ZDF gerade Grimme-Preis-Gekürte aus dem Programm kippt. Neu ist, daß unter den 15 Grimme-Preisen keine deutsche Dokumentation, dafür eine herausragende internationale ist. Erstaunlich auch, daß Arte - erstmals mit im Rennen - für sein Design prämiert wurde, und nicht für eines seiner Qualitätsprogramme.
 
dom

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