Rheinische
Philharmonie präsentierte in der
Mendiger Laacher-See-Halle Walzer und
Polkas "bis der Arzt kommt" -
Moderation durch bekannten Entertainer
Melodien,
die ins Blut gehen
Neujahrskonzert
mit glänzend aufgelegtem Orchester,
tollen Solostimmen und pfiffigem
Feuerstein
von
Sylvia Mintgen
8. Januar 2003
Zum Abend im Zeichen von Johann Strauss
wurde das Neujahrskonzert des
Staatsor~chesters Rheinische Philharmonie
in Mendig. "Walzer, bis der Arzt
kommt", versprach Moderator Herbert
Feuerstein dem Publikum in der
ausverkauften Laacher-See-Halle. "Genuss,
prall voll mit Melodien, die ins Blut
gehen."
MENDIG. Aus "reinem Herzen aber
rauhem Hals" moderierte der
Entertainer und Komiker Feuerstein, was
Dirigent Walter E. Gugerbauer,
Generalmusikdirektor des Theaters Erfurt,
an Programm für Mendig zusammen
gezaubert hatte. Beeindruckend die
Vorstellung von Sarianna Salminen aus
Finnland. "Eine tolle Stimme, meine
Damen, eine tolle Erscheinung, meine
Herren" verkündete Feuerstein.
In einem eng anliegenden goldgelben
Pailettenkleid trat die Sopranistin mit
Tenor Jürgen Sacher vom Staatstheater
Hamburg zum "Fledermaus"-Duett
zwischen Rosalinde und Eisenstein an und überzeugte
mit glasklaren Coloraturen von der ersten
Minute an. Und es regnete Ohrwürmer.
Vom großen Czardaz über die
Tick-Tack-Polka oder den Walzer "mit
mindestens drei R. Hereinspaziert aus
Karl-Michael Zierers "Der
Schatzmeister".
Belehrungen à la Feuerstein
durchzogen dass Programm. "Wenn doch
das THW bei Hochwasser auch so singen könnte,
wäre das leichter zu ertragen",
befand Feuerstein nach "Komm in die
Gondel" aus "Eine Nacht in
Venedig."
Ganz nebenbei trug Feuerstein zur
Allgemeinbildung bei und erklärte
nach Josef Strauss, "Bepis", "Französische
Polka Moulinet" und dem, "Frühlingsstimmenwalzer"
mit "Wiener Blut", die
Zusammenfassung von allem, was wienerisch
ist. Was zuerst da war, ob Walzer oder
Polka, durfte das Publikum per Abstimmung
falsch entscheiden. Der Walzer wars, Mitte
des 18. Jahrhunderts.
Es folgten "Wiener Walzer",
Karl Millöckers "Der
Bettelstudent", und immer wieder
setzte der Zögling des Salzburger
Mozarteums, frech, witzig, pointiert seine
Schmankerl. "Ach, ich hab ja nur ihre
Schulter geküsst. "In der
damaligen Zeit war das so schlimm wie
heute eine Affäre in der Besenkammer."
Und trotzdem: "In der Operette läuft
das Leben doch ein bisschen anders, als
wir es aus der Bild-Zeitung kennen."
Absolut edel, im kleinen Weißen mit
Federboa, trat schließlich Diva
Srianna Salminen wieder zum Duett mit
Sacher zu "Ich knüpfte manche
zarte Bande" und "Ich setz den
Fall" aus dem Bettelstudenten an.
Standing Ovations waren der Dank des
Publikums nach der vierten Zugabe, Can-Can
von Jaques Offenbach.
Herbert Kranz, beliebter Mendiger Tenor
fasste zusammen: "Das Orchester hat
sich heute selbst übertroffen. Der
ganze Strauss, das war top." Für
Aysel Baltaci war "alles wirklich
wunderschön", das
Neujahrskonzert für sie ein perfekter
erster Schritt ins Neuland klassische
Musik: "Ich hätte nur furchtbar
gern Walzer getanzt", strahlte die
Wirtin. (C)
Rhein-Zeitung, 8.1.2003 - Alle Rechte
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