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Klatsch bei kalter Currywurst

 
von Martin Tochtrop
 
16. März 2004

 
Wenn Ludger Höwer, Sohn des legendären Curry-Heini, zum Plausch am Nachmittag Bernhard Stromberg und Mechthild Borowiak (Ars Vivendi) Currywurst auftischt, dann läuft auch Herbert Feuerstein das Wasser im Mund zusammen.
 
Die Wurst war aber bereits kalt, als die lockere Runde mit Moderatorin Petra Kluge zum ersten Mal anbiss. Der Schauspieler, Entertainer und langjährige Herausgeber der Satire-Zeitschrift "MAD", Fred [sic!] Feuerstein, saß derweil im Publikum ohne Currywurst, holte den Gaumenschmaus dann aber nach der Veranstaltung bei Curry-Heini nach.
 
Er war kein politisches Forum, keine Podiums-Diskussion mit tief greifendem Anspruch, sondern halt ein Plausch. Unterhaltsam und manchmal witzig. Bei Kaffee und Kuchen, einem Jongleur, der mit fünf Ringen und sieben Bällen hantieren konnte und einem Salon-Orchester, das mit Walzern Wiener-Kaffeehaus-Atmosphäre in die Stadthalle zauberte, die bis auf den letzten Platz gefüllt war. Die Schützen unter ihrem Vorsitzenden Manfred Rettkowski gewährten Einblick in ihr über 450-jähriges Vereinsleben, und die Tanzgruppe von Adelheid Sobotka bewegte sich in historischen Kostümen zu mittelalterlichen Reigen.
 
Beim Thema Essen und Trinken stellte sich heraus, dass alle drei Repräsentanten der lokalen Gastronomie auf Bodenständigkeit bauen - mit neuen Kochideen. Mechthild Borowiak versucht, die münsterländer Küche mit mediterraner zu verbinden, Curry-Ludger hat jetzt auch frische Salate im Angebot und Bernhard Stromberg hat einen Sohn, der Starkoch ist und für den Vater weitaus genügend Pfiff in die Küche bringt. Klar war für Stromberg aber auch: "Wer essen geht, der zählt keine Kalorien. Das kann er dann zu Hause machen."
 
Die zweite Hälfte des Moderatoren-Duetts, VHS-Leiter Rolf Möhle, durfte sich zum Schluss statt mit kulinarischen Leckerbissen mit einem Komiker unterhalten, der zugeben musste, bislang nur die Vorstädte von Waltrop - "Dortmund und so" - gekannt zu haben. Herbert Feuerstein heftete sich aber ohne Scheu einen Schützenorden an die Brust und war auch bereit, als Bürgermeister zu kandidieren, frei nach John F. Kennedy: "Ich bin ein Waltroper".
 
Der Experte des höheren Blödsinns blickte auf seine Zeit in den USA zurück, auf über 20 Jahre MAD, auf seine lustigen Reisemagazine, seine Arbeit auf der Theaterbühne und auf sein Miteinander mit Harald Schmidt in der Flimmerkiste.
 
"Was ist aus Harald Schmidt eigentlich geworden?" wollte Feuerstein wissen. Der Plausch schmeckte sowohl Feuerstein als auch Möhle anscheinend gut - genauso gut wie die Currywurst danach.

© Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Ausgabe Waltrop, 16.3.2004 - Alle Rechte vorbehalten -