Ein
Hauch von Hallywood im Cinemaxx
Motionworks
feiert die Premiere ihres Films «Globi
und der Schattenräuber»
15.
August 2005
von Andreas Hillger
Halle/MZ.
Die Oberbürgermeisterin der Stadt
Halle hatte die Gunst der Stunde sofort
durchschaut: Ihr sei es, so sagte sie am
Sonntag im halleschen Cinemaxx, ja nur
selten möglich, einen Trickfilm für
Kinder vom Anfang bis zum Abspann zu
sehen. Dass es - im Umkehrschluss - auch
den jüngsten Zuschauern fast nie vergönnt
ist, einen leibhaftigen Staatsminister mit
ernster Miene über einen Piraten
namens Rasmus Rotbart und eine Lachmöwe
namens Lawina reden zu hören, sagte
sie nicht. Dennoch steigerte es den Charme
der Filmpremiere, obwohl eigentlich weder
Ingrid Häußler noch Rainer
Robra im Zentrum standen.
Dort spreizte sich statt dessen ein blau
gefiederter Papagei, der mit einem eiförmigen
Roboter namens Squidney zusammen lebt und
mit der Stimme von Herbert Feuerstein
spricht. Globi, der das Licht der Welt vor
73 Jahren in der Schweiz erblickte, hat
dank der halleschen Animationsfilm-Firma
Motionsworks und dank des japanischen
Manga-Papstes Takashi Masunaga eine Verjüngungskur
erfahren.
Die war wohl auch dringend nötig,
denn im ersten europäischen
Anime-Film muss er gegen einen dämonischen
Schattenräuber antreten. Dass er ganz
nebenbei zeitweise 60 Angestellte in Halle
beschäftigte und dem
Jugendsinfonieorchester Sachsen-Anhalt die
Gelegenheit für erste
Soundtrack-Aufnahmen gab, dass er bereits
einen ersten Festival-Preis eingeheimst
hat und sich gute Chancen an den
Kinokassen ausrechnet - was braucht man
mehr, um zu feiern?
Und so wurde das Popcorn gleich säckeweise
durch die Menschenmenge getragen, die sich
am Ende des roten Teppichs im Foyer
staute. Produzent Tony Loeser und
Synchronsprecher Herbert Feuerstein gaben
Interviews, die Kuchenfirma Kathi brachte
ihre Waffeleisen zum Glühen und Clown
Ebs verkürzte den Kindern die Zeit.
Ein Hauch von Hallywood, der
kulturpolitische Strategien und kindliche
Erwartungen ungezwungen vereinte.
Als es dann endlich dunkel wurde, bekam
man ein munter gemischtes Produkt zwischen
Computer-Spiel und Musik-Video sowie
zwischen alter und neuer Trickfilm-Welt zu
sehen. Zwar hat die Begegnung eines
klassischen europäischen
Zeichentrick-Vogels mit den mandeläugigen
Manga-Helden eher zu einem Kompromiss als
zu einer Kollision der Stile geführt,
die atemlose Stille im Kino aber mag als
Beweis für die Faszination der Kinder
gelten. Und musikalisch ist tatsächlich
eine Fusion gelungen, die sich aus der
Klassik ebenso wie aus dem Rock und aus
der Elektro-Avantgarde speist. Hört,
hört!
Der Film startet am Donnerstag in den
Kinos. ©
Mitteldeutsche Zeitung, 15.8.2005 - Alle
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