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KULTUR in WUPPERTAL
Eugen Egner schmückt die Leiden von Mozart aus

5. Januar 2006

VON FRANK BECKER


Ein literarischer Klassiker des Wuppertaler Autors ist pünktlich zum Mozartjahr neu erschienen: als Hörbuch und im frechen Inselbändchen-Kleid.

Wuppertal. Eugen Egner ist ein Mann vieler Talente. Als Rockgitarrist, Texter und Komponist der Gruppe Armutszeugnis, Hörspielautor, Zeichner, Illustrator, Kolumnist satirischer Zeitschriften und Verfasser Weg weisender Prosa der Phantastik wurde er bekannt.

Zuletzt wurde er mit dem Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor ausgezeichnet. Nun hat der Wuppertaler auch die Beachtung von Hörbuchverlagen gefunden.

Nach dem "Tagebuch eines Trinkers", von Harry Rowohlt gelesen, haben sich zum Auftakt des Mozartjahres zwei Verlage daran erinnert, dass Egner bereits 1998 (weise vorausahnend, dass es 2007 zu spät wäre) Mozarts Tagebücher im Zwischenboden eines Pfarrhauses gefunden (so erklärt es der Herausgeber zumindest in seinem Vorwort) und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat.

Will sagen: Egner hat, ein Kujau der Musikhistorie, die unerwartet aufgetauchten Aufzeichnungen transkribiert und reich illustriert.

Das damals bei Haffmans edierte und nun im frechen Kleid eines Inselbändchens bei Zweitausendeins erneut daher kommende Büchlein mit den Notizen von 1769 bis 1791 räumt gründlich mit dem überkommenen Mozart-Bild auf. Man lernt den am Leben und seinem Schicksal leidenden Menschen kennen, der von Feinden umgeben und zum düpierten Ehemann gemacht, ohne die ersehnte Erfüllung starb.

Egner hat das Ganze ausgeschmückt. Für die Hörbuchfassung konnte Random House Herbert Feuerstein gewinnen, der dem geschriebenen Wort mit viel Einfühlungsvermögen ansehnliche Hörqualitäten vermittelt.

Einige Zitate, etwa vom 28. Februar 1769: "Der Herr Papa insistiret darauf das ein musickus so nicht tagbuch führet, gar schieff gewicklet sey und ich mich solle täglich befleissigen all mein thaten und erlebnüsse wie auch gedancken getreülich niederzuschreiben. Ich aber wüst nicht was ich schreiben sollte."

20. Dezember 1780: "heute ist der fünfte tag daß ich an dieser Sinfonie kritzle. Diese Unannehmlichkeit wünsch ich mir wohl herzlich vom Halse, wie vielle wichtigere Sachen hab ich nicht im kopfe! Alles voller bodenloosickeit."

31. Juli 1787: "Das Nannerl hat mir die Don Juan-Oper hingeschmirt, da les ich in der zeitung, daß mir der Salieri, das Vieh, mit einem Werke gleichen titels zuvor gekommen. Kann ich also meine Opera wegschmeyssen und Lastwagenfahrer werden. Ich bring ihn um, den Salieri! Wuth und Verzweyfflung!"

Egner hat Feuersteins Interpretation goutiert und auch zum CD-Booklet die Illustrationen geliefert. Zum besseren Verständnis Mozarts sehr zu empfehlen.

- Die Tagebücher des W. A. Mozart, Zweitausendeins, 64 Seiten, 6,50 Euro

- CD: Random House Audio (57 Minuten)

- Mehr Infos: www.random-house-audio.de und www.zweitausendeins.de

© Westdeutsche Zeitung, 5.1.2006 - Alle Rechte vorbehalten -