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Vorabend-Unterhaltung

Harald Schmidts Ententröte und die anzüglichen Fragen der Jenny Elvers

16. Februar 2007

VON SANDRA FOMFEREK


Wenn Jenny Elvers-Elbertzhagen angestrengt nachdenkt, ist das kein schöner Anblick. Im Rateteam der Neuauflage von „Pssst...“ versuchte die Blondine mit anzüglichen Fragen, Geheimnissen auf die Schliche zu kommen, während Harald Schmidt Herbert Feuerstein triezte.

Es ist rätselhaft und mysteriös: Das Verhältnis zwischen Harald Schmidt und Herbert Feuerstein gehört wohl zu den großen Geheimnissen der deutschen Entertainerwelt. „Es wird kein nächstes Mal geben“, hatte Schmidt seinem Kollegen prophezeit, als der sich im März 2006 in der Schmidt-Show weigerte mit ihm zu reden und stattdessen einen Dolmetscher mitbrachte. Jetzt sitzt Feuerstein im neuen „Pssst...“-Team und versucht unter der Regie von Schmidt, Geheimnissen auf die Schliche zu kommen.

In der Premiere war er das letzte Überbleibsel des eingespielten alten Rateteams aus den Neunzigern. Statt Elke Heidenreich, dem „Kind“ Ingolf Lück und Mariele Millowitsch mühten sich in der Robert-Lembke-Parodie recht verkrampft das Moderatorenteam Frank Plasberg und Christine Westermann sowie „Quotenblondine“ Jenny Elvers-Elbertzhagen ab.

An den Regeln von früher hat sich nichts geändert: Immer noch darf das Rateteam den Studiogästen nur Fragen stellen, die mit „Ja“ und „Nein“ beantwortet werden können. 30 Sekunden hat jeder Einzelne Zeit, bis er von der legendären Ententröte unterbrochen wird. War jeder einmal dran, darf durcheinander geraten werden. Ohne Konfrontation konnte das natürlich nicht ablaufen.

Schon nach kurzer Zeit jammerte Feuerstein darüber, wie ungerecht Schmidt ihn behandelte. Er hatte beim Raten zu lange gezögert, Schmidt drückte erbarmungslos auf die Tröte. „Unglaublich, das ist jedes Mal so“, schimpfte Feuerstein. „Nicht weinen“, versuchte Plasberg ihn zu trösten.

So richtig in Schwung kommen wollte die Sendung trotzdem nicht. Während Feuerstein verdrießlich vor sich hin jammerte, machte Plasberg das, was er am Besten kann: Fragen stellen. Ihm gelang es sogar kurzfristig, vom knallharten Profi-Interviewer zum humorvollen Vorabend-Unterhaltungsprogramm zu wechseln: „Anne Will ist es nicht?“, wollte er von der Dame wissen, die „ihren Star schon in Windeln gesehen hat“.

Während der Rest noch dumm aus der Wäsche guckte, kombinierte er aus Schmidts Hinweis „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“ schnell, dass es sich um Bruce Willis handelte – immerhin einer der zwei Ratepunkte, die die Vierer-Gruppe ergatterte.

Der sonst nicht auf den Mund gefallenen Christine Westermann fiel es offenbar schwer, aufzutauen. Mit pikierten Blicken betrachte sie ihre Nachbarin Jenny Elvers und wirkte, als würde sie auf die passende Gelegenheit lauern, der ewig giggelnden Blondine, die selbst auf gut gemeinte Tipps nicht hören wollte, den Mund zu zukleben.

Mit einem reichhaltigen Repertoire an anzüglichen Fragen, brabbelte sich Elvers durch die Sendung: „Treiben Sie Sport mit dem Popo?“, wollte sie vom Arschbomben-Weltmeister wissen und „Ist der kleine Ricky der kleine Ricky vom großen Rick?“, fragte sie den Comedian Rick Kavanian. Schmidt selbst schien das Niveau zu gefallen „Der ist viel größer als man meint...“, setzte er mit einem anzüglichen Lächeln noch oben drauf.

Vielleicht ist es ein Glück, dass sich Schmidt gegen ein festes Rateteam entschieden hat. In den nächsten Folgen sollen unter anderem auch der „Pssst...“-erprobte Ingolf Lück, die kesse Charlotte Roche und Schmidts Kollegen Madame Nathalie und Manuel Andrack zum Zuge kommen. Zwölf Sendungen lang Jenny Elvers beim Denken zuzugucken, wäre auch wirklich kein Vergnügen.

© Die Welt - 16.2.2007 - Alle Rechte vorbehalten -