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Uraufführung von „Wickie und die starken Männer“

3.8.2009

VON MICHAEL SCHLEICHER


Wer dachte, Michael Bully Herbig setzt sein Erfolgsrezept fort und parodiert Bekanntes, irrt: Sein Film „Wickie und die starken Männer“ ist ein wunderbar altmodischer Familienfilm und eine Verbeugung vor der Trickfilmserie.

Es hätte auch so laufen können wie beim „Schuh des Manitu“, bei „Lissi“ oder „(T)Raumschiff Surprise“: Herbig nimmt Klassiker der Film- und Fernsehgeschichte, dreht eine Parodie – und Millionen schauen sie im Kino an. Vergangenes Jahr hat der Münchner Erfolgsregisseur am Walchensee und auf Malta die TV-Trickfilmserie „Wickie“ aus den Siebzigern (siehe Kasten) fürs Kino verfilmt – und einen „ganz smarten Genrewechsel“ hingelegt. So nannte es der 41-Jährige gestern bei der Uraufführung seines Films in München . Denn „Wickie“ sollte keine Parodie werden – und ist es nicht. Natürlich gibt es Anspielungen auf andere Kinohits wie „Indiana Jones“, „Mission: Impossible“ oder „Fluch der Karibik“. Doch selbst wenn die fehlen würden: Diese gut neunzig Minuten funktionieren wie die guten, alten Abenteuerfilme für die Familie. Bilder „Wickie und die starken Männer“

Die Hauptrolle spielt Jonas Hämmerle , der bis dato erst bei zwei Produktionen vor der Kamera stand. Doch bei der gestrigen Pressekonferenz ließ sich der Elfjährige nicht einschüchtern. Auf die Frage etwa, wie die Arbeit mit Günther Kaufmann gewesen sei, der den Piraten „Schrecklicher Sven“ spielt, antwortete der Bub: „Sven war nur vor der Kamera schrecklich.“ Darauf Herbig: „Der Meinung bin ich nicht. Ich fand ihn sehr laut. Auch hinter der Kamera.“ – „Ja, aber das liegt an seinem Lungenvolumen.“

Übrigens: Bully versichert, nie daran gedacht zu haben, Wickie selbst zu spielen. Eine kleine Rolle hat er sich dann doch ins Drehbuch geschrieben: Er ist der spanische Journalist Congaz, der den Film erzählt. Congaz bedeutet übersetzt „mit Sprudel“ – so wie dieser Film. Aus der Trickfilm-Kiste auf die Kino-Leinwand

Wieder einmal hatten die Japaner die Finger im Spiel: Wie bei vielen anderen Fernsehserien – „Heidi“ etwa – ist auch „Wickie und die starken Männer“ eine japanische Koproduktion. Die 78 Episoden, die in den Jahren 1972 bis 1974 entstanden, wurden im Original zunächst auf Japanisch synchronisiert (Originaltitel: „Chiisana Viking Vicke“). Grundlage der TV-Serie, die das ZDF erstmals von 31. Januar 1974 an in Deutschland ausstrahlte, war die schwedische Kinderbuchreihe „Vicke Viking“ des Autors Runer Jonsson.

Die Hauptfigur Wickie lebt mit seinen Eltern Ylva und Halvar in dem kleinen Dorf Flake. Er ist anders als die anderen Wikinger – eher mit Intelligenz denn mit Kraft und Mut gesegnet. So gelingt es ihm aber, Abenteuer zu bestehen, sich und die „wilden Männer“ durch Tricks aus scheinbar ausweglosen Situationen zu retten. Michael Bully Herbig hat nun für seinen Kinofilm auf Motive aus der Fernsehserie zurückgegriffen. Auch deren Titelsong „Hey, hey, Wickie“ ist in einer behutsam modernisierten Version im Kino zu hören. Herbig hat zudem das Grundpersonal der Geschichte belassen und darauf geachtet, dass die sechs starken Männer nicht von berühmten Schauspielern gespielt werden – um nicht durch prominente Namen von den Figuren abzulenken. Dennoch konnte er einige bekannte Kollegen für (Kurz-)Auftritte begeistern: Jürgen Vogel und Christoph Maria Herbst etwa als Piraten, außerdem Nora Tschirner und Herbert Feuerstein.




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