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Normaler, entspannter Wahnsinn - Interview mit Herbert Feuerstein

Herr Feuerstein, der Feuerstein- Marathon-ein Versuch, ins Guinness-Buch zu gelangen?
 
Überhaupt nicht. Eher die Vorwegnahme auf die Zeit, in der auf jeden Zuschauer ein eigener Sender kommt. Ich will nichts beweisen, sondern einfach zwölf Stunden meines Lebens ein bißchen anreichern und möglichst unterhaltsam mit anderen teilen. Kein Hechel-Marathon, sondern normaler, entspannter Wahnsinn. Schon seit der Pubertät war es immer mein Ziel, mit möglichst vielen Menschen eine Nacht zu verbringen. Endlich ist es so weit.
 
Falls es funktioniert, könnte dann eine Serie daraus werden?
 
Um Himmels willen, das wäre ein Fall für die Menschenrechtskommission. „Feuersteins Nacht" ist ein Einweg-Produkt, ein „Event", bei dem man was ausprobiert, vielleicht auch mal ein paar Dinge auf den Kopf stellt. Schon im Mittelalter durften einen Tag im Jahr die Narren Könige sein. Ich finde, daß es den Dritten Programmen nicht nur gut ansteht, sondern regelrecht Bedürfnis sein sollte, hin und wieder ein bißchen aus der Rolle zu fahren.
 
Zwölf Stunden Feuerstein - ist das nicht eine Zumutung, ein Angriff auf Geduld und Nerven der Zuschauer?
 
Jedes Fernsehprogramm ist eine Zumutung, ein Angriff auf Geduld und Nerven von irgendwem. Früher, als es nur drei Sender gab, wäre so was undenkbar gewesen. Aber heute sucht sich jeder sein eigenes Programm, aus einer riesigen Auswahl, zappt rein und raus - da halte ich das für durchaus zulässig. Außerdem will ich ja die Menschheit nicht zwölf Stunden lang zuquatschen, sondern selber so viel wie möglich miterleben, sehen und lernen. Und für die Millionen, die mein Gesicht nicht ertragen können, gibt es Billy, den Hund, einen pechschwarzen Clown, der-zum Unterschied von Feuerstein-jeden liebhat, den er trifft. Ich brauche das, schließlich hatte ich auch schon bei einer früheren Sendereihe ein Tier als Partner.
 
Und es ist wirklich alles live?
 
Fast alles. Es gibt zwischendurch, als Trenner und Atempause, kurze Zuspielungen, Ausschnitte aus meinen Reisesendungen zum Beispiel, und natürlich aus "Schmidteinander", aber was in der Wohnung passiert, auf der Straße und in den Nachbarfenstern, an den Bildtelefonen und mit den drei Reportagewagen ist alles absolut live. Auch mein zweistündiger Schlaf - da schläft auch der Kameramann, aber die Überwachungskamera läuft weiter.
 
"Feuersteins Nacht" bedeutet einen großen technischen Aufwand.
 
Ist es auch. Als ich bei der ersten Projektsitzung hörte, was wir so alles an Leuten und Material brauchen, dachte ich, wir müßten der NATO beitreten, um die Sendung zu bewältigen. Aber das ist der Vorteil dieses Hauses: Der WDR verfügt über einen großen wunderbar eingespielten Apparat, der auch voll eingesetzt wird -15 Kameras und ein Stab um 80 Leute werden für die Nacht im Einsatz sein - und trotzdem sind die Fremdkosten für die ganze Nacht wesentlich niedriger als die einer klassischen Ein-Stunden-Show.
 
Wie fühlen Sie sich, wenige Tage vor der Sendung?
 
Beschissen wie immer, mit zusätzlichem Wechsel zwischen Euphorie und Verzweiflung im Minutenschritt.