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Feuersteins Nacht '98
»Feuersteins (alte) Nacht" im Pressespiegel: Von »genial bescheuert" bis "Aufhören!"
 
SternenguckerZwar blinkt nach einer Stunde drohend ein Insert auf: "Noch elf Stunden wachbleiben". Doch das fällt nicht besonders schwer, jedenfalls für die nächsten zwei Stunden. "Feuersteins Nacht" ist nämlich so genial bescheuert, daß das 12-Stunden-TV-Experiment irgendwie schon wieder gut ist. Alles geht drunter und drüber, das Schachbrett klemmt in schwindelnder Höhe, ebenso Rolf Zachers Witze, live in einer Telefonzelle gestammelt. An die regelmäßigen Zeitansagen von Kienzle & Hauser könnte man sich glatt gewöhnen. Ein Ereignis - also 12 Stunden lang Live-Fernsehen in Reinkultur, ungeprobt, überraschend und vor allem ohne Werbeunterbrechung. Herbert, wir danken Dir.
WESTFÄLISCHE RUNDSCHAU, EMMANUEL VAN STEIN
 
Die Form mag rekordverdächtig gewesen sein, der Inhalt war es nicht. Denn zum einen verzichtete Feuerstein auf die Radikalität eines Andy Warhol: Er ließ nicht sein komprimiertes Leben abbilden, sondern sabbelte unentwegt Wort-Durchfall, aber ist nur selten unterhaltsam. Zum zweiten recycelte er ohne Ende alte Gags aus "Schmidteinander", so etwa das Spielen einer Blockflöte mit der Nase. Getretener Quark aber wird breit, nicht stark.
BERLINER ZEITUNG, HELMUT ZIEGLER
 
Während wir draußen noch glaubten, die Ulknudel (Feuerstein) zu begaffen, begaffte er längst uns und führte den Zuschauer als Paparazzo vor, der allerdings um seine Sensation betrogen wurde. Denn mit Feuerstein trifft jeder nur auf das Echo seiner selbst... Zwölf Stunden lang herrschten Beliebiges und Banales. Das ist man vom Fernsehen zwar gewohnt, aber selten wurde es so genußvoll zelebriert.
TAGESSPIEGEL, MICHAEL BURUCKER
 
"Bitte drei Pizzas und eine kleine Diätcola ohne Eis!"War es Kult? War es Schwachsinn? Ein Rekordversuch war es allemal. Zwölf Stunden Herbert Feuerstein, live des Nachts in einer Kölner Dachwohnung. Nichts für Leute, die den Komiker kaum zwölf Minuten ertragen können, aber etwas für solche, die glauben, einem TV-Ereignis beizuwohnen... "Es wird langsam sinnlos", meinte Feuerstein einmal. Da hatte er recht, aber wenn das Fernsehen, wie hier, die Sinnlosigkeit zum Prinzip erklärt, kann das Ganze - ein gelungenes Experiment zwischen Genialität und Idiotie - sogar Spaß machen.
RHEINISCHE POST, REINHARD MEYER
 
Je später beziehungsweise früher es wurde, desto besser meisterte Feuerstein seinen Marathon. Er wurde immer präsenter, konnte auch um 1.30 Uhr (also nach fünf Stunden Dauermoderation) noch ein interessantes Gespräch führen. Viele Ideen, vielleicht zu viele, waren in diese Nacht gequetscht worden. Daraus hätte man leicht mehrere Shows machen können. Doch das Wichtigste war am Ende nicht die Aktion, sondern Feuerstein. Neugierde vermischte sich mit Mitleid mit dem Mann, der da so lange ausharrte und sich sogar noch in seinem zweistündigen Halbschlaf der Öffentlichkeit preisgab... Als das Sendeziel nach zwölf Stunden erreicht war, fühlte sich nicht nur der Moderator so gerädert wie nach einem Interkontinentalflug.
KÖLNER STADTANZEIGER, CHRISTIANE VIELHABER
 
Herbert Feuerstein, der auch am Drehbuch beteiligt war, ist gewiß ein kluger Kopf. Aber nach dieser Sendung fragt man sich doch, ob Live-Shows das Richtige für ihn sind. Denn mehr noch als Esprit braucht man dort eine Menge technischer Fertigkeiten, die man als Zuschauer erst bemerkt, wenn sie einer nicht beherrscht. Da wäre etwa das elegante Abwürgen der Gesprächspartner, die ja meist mehr sagen möchten, als man sie sagen lassen kann. Feuerstein ist das aber peinlich. Er wirft dann ein nervöses "Ja" ein und hofft, daß die Regie ihm hilft.
FAZ, MICHAEL ALLMAIER
 
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Diese fabelhafte Idee war Live-Fernsehen, das seinem Namen alle Ehre machte. Der Improvisationscharakter dieses logistischen Planungsalptraums sorgte auf sympathische Weise dafür, daß man keine Panne und keine Langeweile-Phase übelnehmen konnte. Was schon Feuersteins Durchbruch-Show bei "Schmidteinander" so vergnüglich machte, war auch das große Plus dieses Sende-Marathons. Keine verkrampfte Stimmungsmacherei, sondern selbstironische Parodie auf das Fernsehen war hier Programm.
WESTFÄLISCHE NACHRICHTEN, STEFAN ROGALL
 
Es ist genug, Herbert Feuerstein! Zwölf Stunden Sonntag Nacht gab Ihnen nun der WDR zur eventuellen Reanimation alten Bisses, es reichte aber nur zur elegischen Betrachtung alter Schnipsel aus "Schmidteinander", zu dünnen Ideechen, Witzen und Telefonaten. So mit Helmut Thoma von RTL, dem Sie trotz ehrfürchtiger Anrede mit seinem Doktortitel kein Angebot entlocken konnten. Am frühen Morgen kam Ihr erschütternder Abschied: "Der Kaiser ist müde, der Kaiser dankt jetzt ab, der Kaiser will nicht mehr." Ein sehr guter Einfall - da könnte sie doch liegen, Ihre Zukunft.
DIE WOCHE, HEIDRUN NOBLE