Zwar
blinkt nach einer Stunde drohend ein
Insert auf: "Noch elf Stunden
wachbleiben". Doch das fällt
nicht besonders schwer, jedenfalls für
die nächsten zwei Stunden. "Feuersteins
Nacht" ist nämlich so genial
bescheuert, daß das
12-Stunden-TV-Experiment irgendwie schon
wieder gut ist. Alles geht drunter und drüber,
das Schachbrett klemmt in schwindelnder Höhe,
ebenso Rolf Zachers Witze, live in einer
Telefonzelle gestammelt. An die regelmäßigen
Zeitansagen von Kienzle & Hauser könnte
man sich glatt gewöhnen. Ein Ereignis
- also 12 Stunden lang Live-Fernsehen in
Reinkultur, ungeprobt, überraschend
und vor allem ohne Werbeunterbrechung.
Herbert, wir danken Dir.WESTFÄLISCHE RUNDSCHAU, EMMANUEL VAN STEIN Die Form mag rekordverdächtig gewesen sein, der Inhalt war es nicht. Denn zum einen verzichtete Feuerstein auf die Radikalität eines Andy Warhol: Er ließ nicht sein komprimiertes Leben abbilden, sondern sabbelte unentwegt Wort-Durchfall, aber ist nur selten unterhaltsam. Zum zweiten recycelte er ohne Ende alte Gags aus "Schmidteinander", so etwa das Spielen einer Blockflöte mit der Nase. Getretener Quark aber wird breit, nicht stark. BERLINER ZEITUNG, HELMUT ZIEGLER Während wir draußen noch glaubten, die Ulknudel (Feuerstein) zu begaffen, begaffte er längst uns und führte den Zuschauer als Paparazzo vor, der allerdings um seine Sensation betrogen wurde. Denn mit Feuerstein trifft jeder nur auf das Echo seiner selbst... Zwölf Stunden lang herrschten Beliebiges und Banales. Das ist man vom Fernsehen zwar gewohnt, aber selten wurde es so genußvoll zelebriert. TAGESSPIEGEL, MICHAEL BURUCKER War
es Kult? War es Schwachsinn? Ein
Rekordversuch war es allemal. Zwölf
Stunden Herbert Feuerstein, live des
Nachts in einer Kölner Dachwohnung.
Nichts für Leute, die den Komiker
kaum zwölf Minuten ertragen können,
aber etwas für solche, die glauben,
einem TV-Ereignis beizuwohnen... "Es
wird langsam sinnlos", meinte
Feuerstein einmal. Da hatte er recht, aber
wenn das Fernsehen, wie hier, die
Sinnlosigkeit zum Prinzip erklärt,
kann das Ganze - ein gelungenes Experiment
zwischen Genialität und Idiotie -
sogar Spaß machen. RHEINISCHE POST, REINHARD MEYER Je später beziehungsweise früher es wurde, desto besser meisterte Feuerstein seinen Marathon. Er wurde immer präsenter, konnte auch um 1.30 Uhr (also nach fünf Stunden Dauermoderation) noch ein interessantes Gespräch führen. Viele Ideen, vielleicht zu viele, waren in diese Nacht gequetscht worden. Daraus hätte man leicht mehrere Shows machen können. Doch das Wichtigste war am Ende nicht die Aktion, sondern Feuerstein. Neugierde vermischte sich mit Mitleid mit dem Mann, der da so lange ausharrte und sich sogar noch in seinem zweistündigen Halbschlaf der Öffentlichkeit preisgab... Als das Sendeziel nach zwölf Stunden erreicht war, fühlte sich nicht nur der Moderator so gerädert wie nach einem Interkontinentalflug. KÖLNER STADTANZEIGER, CHRISTIANE VIELHABER Herbert Feuerstein, der auch am Drehbuch beteiligt war, ist gewiß ein kluger Kopf. Aber nach dieser Sendung fragt man sich doch, ob Live-Shows das Richtige für ihn sind. Denn mehr noch als Esprit braucht man dort eine Menge technischer Fertigkeiten, die man als Zuschauer erst bemerkt, wenn sie einer nicht beherrscht. Da wäre etwa das elegante Abwürgen der Gesprächspartner, die ja meist mehr sagen möchten, als man sie sagen lassen kann. Feuerstein ist das aber peinlich. Er wirft dann ein nervöses "Ja" ein und hofft, daß die Regie ihm hilft. FAZ, MICHAEL ALLMAIER
WESTFÄLISCHE NACHRICHTEN, STEFAN ROGALL Es ist genug, Herbert Feuerstein! Zwölf Stunden Sonntag Nacht gab Ihnen nun der WDR zur eventuellen Reanimation alten Bisses, es reichte aber nur zur elegischen Betrachtung alter Schnipsel aus "Schmidteinander", zu dünnen Ideechen, Witzen und Telefonaten. So mit Helmut Thoma von RTL, dem Sie trotz ehrfürchtiger Anrede mit seinem Doktortitel kein Angebot entlocken konnten. Am frühen Morgen kam Ihr erschütternder Abschied: "Der Kaiser ist müde, der Kaiser dankt jetzt ab, der Kaiser will nicht mehr." Ein sehr guter Einfall - da könnte sie doch liegen, Ihre Zukunft. DIE WOCHE, HEIDRUN NOBLE |
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